Mitmachstadt Bernau

eine partizipative Stadtmodellentwicklung mit Herlambang Bayu Aji (ID), Veronika Albrandt (DE/UZ), Katrina Blach (DE), Ling-yu He (TW), Claudia Hummel (DE), Namia Leigh (KR), Dagmar Lesiak (DE), Alien Oosting (NL), Kindern, Jugendlichen und weiteren Gästen

Wie sieht die Stadt aus, in der wir wohnen? Welche Orte werden von uns wie genutzt? Wer hat diese Orte so gestaltet und warum? Fehlt uns etwas unter all dem, was bereits vorhanden ist? – Die Mitmachstadt ist ein Projekt für Kinder und Jugendliche in Bernau. Wir bauen gemeinsam eine Stadt aus mehreren Tonnen Ton in einer Halle des Heeresbekleidungsamtes. Eingeladen sind Kinder und Jugendliche, Schulklassen, Asylsuchende aus Gemeinschaftsunterkünften, Gruppen aus Freizeiteinrichtungen und am Wochenende das Publikum. Zusammen mit KünstlerInnen des Instituts für Kunst im Kontext wird modelliert und parallel über die Stadt, in der wir wohnen, gesprochen. Eingeladen werden auch AkteurInnen der Stadt Bernau, um an der Modellstadt mitzubauen. Wie sieht die Gestaltbarkeit einer Stadt aus der Perspektive eines Graffiti-Künstlers, einer Denkmalschützerin, eines Immobilieninvestors oder einer Mitarbeiterin des Kulturamts aus? Wer hat welche Visionen für die Zukunft? Und was kommt heraus, wenn wir die Planung und Gestaltung unserer Stadt einmal selbst in die Hand nehmen? Welches Modell wird entstehen? Mitmachstadt Bernau ist die Wiederaufführung des Bauvorhabens „Mitmachstadt“, ein Projekt, das in den Jahren 1979-81 in verschiedenen westdeutschen Städten stattgefunden hat. Entwickelt wurde die urbane, künstlerisch-partizipative Versuchsanordnung von der Gruppe „Leut'Werk“: Eckart Haisch, Konstanze Schmidbauer (geb. Hedrich), Ingolf Kirsch und Gabriele Ramdohr, damals Studierende im „Modellversuch Künstlerweiterbildung“ in Berlin, dem Vorläufer des heutigen Instituts für Kunst im Kontext. 1 „[Die KünstlerInnen] wollten mitarbeiten an der Überwindung scheinbarer Bedürfnislosigkeit der Allgemeinheit gegenüber Kunst und mithelfen, die bei allen Menschen vorhandenen kreativen und gestalterischen Bedürfnisse und Fähigkeiten zu aktivieren und zu vertiefen,“ schrieb der Dozent H. K. Bast in der Publikation zum Modellversuch. 2 Prozessuale, erfahrungsbasierte künstlerische Praxen – wie jene der Mitmachstadt – sind ephemer und deshalb selten ausführlich in der Kunst-, bzw. Bildungsgeschichtsschreibung dokumentiert. Die Praxis der Wiederaufführung eines Projekts – modifiziert für einen neuen Kontext – stellt einen Versuch dar, an die damaligen Praxen und Diskurse anzuknüpfen und sie durch aktuelle Fragestellungen weiterzuentwickeln.

Termine

Sa und So 12 bis 18 Uhr gemeinsames Bauen an der Mitmachstadt für alle Heeresbekleidungsamt, Haus 1, Dachgeschoss

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Fussnoten

  • [1] 1982 wurden die Ergebnisse des Modellversuchs zur Grundlage des Curriculums der "Kulturpädagogischen Arbeitsstelle für Weiterbildung" im Fachbereich 11 der damaligen HdK (heute UdK). 2002 entstand daraus ein postgradualer Masterstudiengang "Kunst im Kontext", heute "Art in Context" am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin.
  • [2] "Künstler & Kulturarbeit", Modellversuch Künstlerweiterbildung, HdK, bbk (Hg.), Berlin 1982.

Bildnachweis

Mitmachstadt in Kiel, 1979, Foto: Leut'Werk